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Mantrailing Mythen

Und was ist dran?

Pelle der Dackel Blogger

Hallo Leute, ich bins mal wieder, Euer bloggende Pelle. Heute habe ich mal ein paar Mantrail Mythen mitgebracht, zu denen ich Euch unbedingt was sagen muß. Vielleicht habt Ihr die folgenden Aussagen über das Mantrailen auch schonmal gehört oder irgendwo gelesen, wie z.B.: Gut ausgebildete Mantrailer können leicht tage-, wochen- und sogar monate alte Spuren verfolgen? Oder das man dem Hund, damit er den Geruch seiner Zielperson auch wirklich gut aufnehmen kann, die Tüte mit dem Geruchsartikel über die Nase ziehen muß? Oder auch die Aussage, daß sich Mantrailen ganz toll als "Therapie" für Angst- und Aggressionshunde eignen soll?

Was ist denn nun dran an solchen Behauptungen, stimmen die eigentlich, oder eher doch nicht? Also ich hab dazu meine eigene Meinung, wie Ihr Euch denken könnt, und die wollte ich Euch nicht vorenthalten ....



Man muß dem Hund die Tüte über die Nase ziehen

Das geht gar nicht: Tüte über die Nase stülpen!

Gerade im "professionellen" Mantrailing (also bei der Polizei oder im Rettungshundeeinsatz) sieht, hört und liest man darüber im Internet eine ganze Menge. Angeblich muß das so gemacht werden, damit die Leute die da zugucken auch alle ganz toll sehen, wie der Hund dann mindestens 2-3 mal in die Tüte atmen. Weil angeblich ja nur so sicher ist, daß wir den Geruch der Zielperson auch wirklich und ganz sicher aufgenommen haben.

Boah ehrlich Leute! Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee? Das ist voll daneben, wenn Ihr sowas mit uns macht, ehrlich! Wie würde es Euch gefallen, wenn Euch einer von hinten so eine olle Plastiktüte über den Kopf ziehen würde? Fändet Ihr auch nicht lustig, oder? Gut ... wir nämlich auch nicht!

Motivierter Hund der zum Geruchsgegenstand will

Und was man dann meistens auch bei Hunden wo das so gemacht wird sehen kann ist, daß die sich anspannen (schon bevor die Tüte über der Nase ist), und den Kopf hochnehmen, um nur ja nicht ihre Nase in die Tüte reinzukriegen. Wirklich, das ist SO ekelig! Und warum das überhaupt? Wißt Ihr denn nicht, wie super gut unsere Nase funktioniert??? Leute! Wir können auf einem 500 m langem, 50 m breitem und 50 cm tiefen Sandstrand (hey, das ist ganz schön viel Sand!), 2 (in Worten: ZWEI (!!)) einzelne Sandkörner geruchlich voneinander unterscheiden!

Und da glaubt Ihr, wir könnten den Geruch einer vermissten oder versteckten Person nur dann richtig aufnehmen, wenn Ihr unsere Nasen in eine olle Tüte stopft und wir 2-3 mal da rein atmen müssen?!!

Guckt mal hier bitte (links) meinen Terveuren-Kollegen Crack an. SO ist das toll! Crack hat nämlich lernen dürfen, wie super-toll der Geruchsartikel ist, und das er da unbedingt hin will, weil er so seinen Trail starten kann.

Und genau SO sollte das auch aussehen, wenn wir am Start sind: Wir sind dann echt "heiß" auf den Geruchsartikel. Da müßt Ihr uns nix über unsere hochempfindlichen Nasen stülpen! Wir, die Hunde, müssen zum Geruchsartikel hinwollen ... dann wird das ein geiler Trail, sag ich Euch!

Und seid mal ehrlich: Wenn ein Hund SO wie Crack zum Geruchsartikel WILL ... würdet Ihr eher ihm, oder dem armen Hund im oberen Bild glauben, daß er den Geruch vom Geruchsartikel wirklich richtig aufgenommen hat? Ich als Nasen-Experte würde meinem Kumpel Crack da eher vertrauen. Der Hund im rechten, oberen Bild traut sich vor Ekel doch kaum richtig zu atmen...



Hunde können tage-, wochen- oder monate alten Trails folgen

Das "old trail disease" ist wirklich leider sehr verbreitet. Ich meine, es ist toll, was Ihr uns Hunden in dem Punkt zutraut, wirklich, Leute. Ist echt süß ... aber denkt doch mal nach ...

Gut, wir Hunde habe eine suuuuper empfindliche, feine Nase. Wir können Gerüche in einer Mini-Konzentration wahrnehmen, in der Ihr schon lange nix mehr riechen könnt. Aber wie um alles in der Welt kommt Ihr darauf, daß wir auch tage-, wochen- oder gar monate alte Spuren damit verfolgen können? Was für einen Sinn sollte das (aus Sicht der Evolution) haben?

Jetzt mal im Ernst: Könnt Ihr Euch einen Wolf vorstellen, der eine 6 Tage alte Rehspur im Wald findet? Und glaubt Ihr, das er sie verfolgen kann? Ja? Warum sollte er dies tun? Das Reh, das da vor 6 Tagen hergetrabt ist, ist doch schon lange, lange weg, oder tot, weil es von einem anderen Raubtier gefressen wurde. Und auch wenn es noch lebt, warum sollte er eine 6 Tage alte Spur verfolgen? Eine frische Spur ist doch weitaus erfolgversprechender...

Und was denkt Ihr, ist nach 6 Tagen (oder noch längerer Zeit) überhaupt noch an Geruch da? Da sind - bei besten Umweltbedingungen und natürlichem Untergrund - im besten Fall noch vereinzelte kleine geruchliche Mini-Stellen da. Und jetzt stellt Euch das Ganze doch mal in der Stadt vor, mit den vielen Leuten, dem vielen Verkehr, Wind, Regen ... ähm, ja? Glaubt Ihr wirklich noch, daß da so viel da ist, was wir noch erschnüffeln können?

Vom altern der Trailspuren

Antje und ich haben mal versucht, das für Euch Menschen in Bildern festzuhalten. Schauts Euch mal an, wie schnell schon nach einigen Stunden der Geruch verweht, und wie schnell es immer weniger wird... Ihr könnt das auch im Frühjahr und im Herbst super toll in der Natur beobachten. Im Frühjahr an den Blütenpollen die sich manchmal ganz massiv an einigen windgeschützten Stellen sammeln ... und wie schnell die nach einem Regen oder einem kräftigen Windstoß weggeweht sind. Und jetzt stellt Euch vor, daß wären die mikroskopisch (!) kleinen Geruchspartikel. Wenn schon die großen Blütenpollen so schnell weg gepustet sind, warum denkt Ihr, das die viel kleineren, viel leichteren Geruchspartikel noch länger da rumliegen würden?

Oder kommt Euer Glaube, das dies möglich ist, vielleicht daher, weil es "Profi-Trailer" gibt, die dies von sich und ihren Hunden behaupten? Ach und die können die Geruchspartikel selbst auch so gut riechen wie ein Hund ... oder woher wollen die wissen, ob überhaupt, wenn ja was und wieviel "scent" da nach längerer Zeit überhaupt noch ist?

Ach so, die Profi-Hunde können so alte Trails laufen, und kommen auch an (z.B. an Bushaltestellen). Ja klar, das überzeugt mich jetzt total. Ich hab da schon einige Videos im Internet von gesehen, von so alten Trails. Und wenn ihr mich fragt, hat keiner von den Hunden da wirklich gearbeitet. Die wurden dafür aber von ihren Hundeführern und der Begleitung zum Teil ganz schön massiv in die "richtige Richtung" gedrückt. Aber gearbeitet haben die die Trails nicht. Das sieht anders aus, wenn wir so richtig einen Trail arbeiten. Aber was weiß ich schon? Bin ja nur ein Dackel, richtig? Genau!

Ein guter Freund von uns hat mal folgendes gesagt: "Age of trail doesn't matter, if the dog is not trailing" (Das Alter eines Trails ist unwichtig, wenn der Hund überhaupt nicht trailt". Und vielleicht liegt es einfach auch daran, daß es hierzulande nur so erschreckend wenig Menschen von Mantrailern gefunden werden ... vielleicht würde sich das ändern, wenn Ihr uns Mantrail-Experten eher aus der Box holen würdet, dann könnten wir Euch wirklich zeigen, was wir drauf haben: Nämlich vermisste Menschen finden! Unsere Kollegen in den USA können das ... aber die werden auch nicht erst nach Tagen aus der Box geholt, sondern nach wenigen Stunden! Und dann finden sie auch! Komisch, nech? Aber ... was weiß ich dummes, kleines Dackelchen schon davon? Genau!



Mantrailing ist ideal zur Therapie von Angst- / Aggressionsproblemen

Ja, das gibt es wirklich: Es gibt Hundeschulen, die versprechen, daß Mantrailen die ideale "Therapie" wäre für Hunde, die ein Angst- oder gar Aggressionsproblem haben! Stellt Euch jetzt bitte mal einen Hund vor, der aggressiv auf fremde Menschen reagiert, und das große "Hallo" am Ende eines Therapie-Trails, wenn da ein für den Hund unbekannter Mensch steht... ja, da kommt Freude auf...

Im Ernst Leute: Das ist wirklich zum Teil echt gefährlicher Unsinn! Hunde die ernsthafte Angst- oder Aggressionsprobleme haben, gehören nicht zur "Therapie" ins Mantrailen! Die gehören zuallererst mal in gute Tierarzt- und Trainerhände, die sich um diese vierbeinigen Kollegen und ihre Probleme adequat und vernünftig kümmern, und zwar durch geeignete verhaltenstherapeutische und/oder verhaltensmodifizierenden Maßnahmen ... aber die gehören ganz sicher nicht auf einen Trail, auch nicht, wenn man diesen "Therapie-Trail" nennt!

Bei leichteren Fällen von Unsicherheit oder Schüchternheit des Hundes mag das ja noch angehen. Da ist Mantrailen - individuell auf diesen Hund abgestimmt - sicher eine Sache, die gut funktionieren kann, um dem Hund mehr Selbstbewußtsein zu vermitteln. Keine Frage! Ich bin nämlich auch so ein Hund - und hey, das klappt wirklich!

Aber unsichere, schüchterne Hunde, bzw. Hunde denen es an Selbstbewußtsein mangelt ... das alles ist nun wirklich eine ganz andere Nummer, als einen Hund vor sich zu haben, der eine ernsthafte Angst- oder Aggressionsproblematik hat...wirklich!



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