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Herausforderungen auf dem Trail

Was sind eigentlich "schwierige Trails"?

Starker Wind kann einen Trail kompliziert machen

Aus menschlicher Sicht fallen den meisten von uns dazu vermutlich als erstes die Stichworte "alter Trail" und "langer Trail" ein. Denn so ein richtig alter Trail, der vielleicht noch mehrere Kilometer lang ist, ist - ganz ohne Frage - schwierig. Aber sind das wirklich die einzigen Kriterien, die auf einem Trail eine wirkliche Herausforderung für den Hund darstellen?



Lange Trails

Hunde, wenn sie hierfür außerhalb des Mantrailens gut trainiert sind, können durchaus recht problemlos längere Strecken laufen, ohne gleich "aus den Latschen zu kippen". Daher bietet es sich doch geradezu an, zur Steigerung der Schwierigkeit auf einem Trail, einen langen Trail zu legen, oder?

Wir erinnern uns:

Bei intensiver Nasenarbeit schnüffelt ein Hund bis zu 300 mal die Minute!

Seine Körpertemperatur steigt dabei von 38,5°C auf ca. 40°C an.

Professionell arbeitende Suchhunde werden maximal 15-20 Minuten eingesetzt, danach haben sie sich eine mehrstündige Pause verdient. Denn intensive Schnüffelarbeit ist vergleichbar mit Hochleistungssport.

Wie sinnvoll ist es dann also, zur Steigerung der Schwierigkeit eines Trails, immer längere Trails zu legen? Und dies evtl. auch noch gern im Sommer und im urbanen Gelände (weil es dort einfacher für uns Menschen ist, und wir uns dort besser orientieren können)?

Hier kommt man im Training - und ausschließlich darüber reden wir hier, an dieser Stelle! - durchaus und recht schnell in tierschutzrelevante Situationen. Denn die meisten gewerblichen Hundeschulen, die wie wir Mantrailen anbieten, trainieren ebenfalls NICHT für den "Realeinsatz", sondern ausschließlich für den Hobbybereich!

Was ist, wenn der Hund den Trail verliert, z.B. aufgrund der Länge des Trails, möglicher topographischer Probleme, klimatischer Einflüsse oder weil einfach zuviel Verkehr beim Trail durchs Einkaufszentrum war? Dann hat er an dem Tag diesen einen Versuch ... und das wars? Lernt er was daraus fürs nächste mal? Und wenn ja, was?

Natürlich kann man, wenn der Wunsch beim Teilnehmer nach längeren Trails besteht, solche im Rahmen z.B. eines "Themen-Workshops" machen. Dabei muß den Teilnehmern aber klar sein, daß sie u.U. zum einen längere Wartezeiten als normalerweise in Kauf nehmen müssen. Diese Zeiten ergeben sich notwendigerweise aus dem legen der Trails, wie auch für die benötigte Zeit zum Ausarbeiten des Trails pro Mensch-Hund-Team, insbesondere wenn es nicht so gut klappt wie gedacht, weil der Hund z.B. den Trail verliert. Zum anderen haben sowohl sie wie auch ihre Hunde an diesem Tag nur "diesen einen Schuß". Klappt es nicht wie geplant, dann ist der Frust durchaus vorprogrammiert - vor allem beim Menschen...



Alte Trails

Zur Steigerung der Schwierigkeit eines Trails wird zum anderen gern auch auf das altern des Trails zurückgegriffen.

Bis zu einer gewissen Liegezeit eines Trail (z.B. 1 oder 2 Stunden) macht dies - auch im Hundeschultraining - durchaus Sinn. Die organisatorischen Herausforderungen liegen hier überwiegend im Aufbau, da die Trails ausgelegt werden und entsprechend altern müssen. Dadurch ergeben sich natürlich durchaus erhebliche Wartezeiten für die Teilnehmer. Einige Dinge, wie z.B. "24 Stunden alte Trails" sind in so einer Situation schlichtweg u.U. gar nicht möglich.

Von daher bietet sich für dieses Thema u.E. ein separater Themen-Workshop an, bei dem dies von vornherein für alle klar ist, so daß niemand wegen evtl. längerer Wartezeiten enttäuscht ist. Zudem braucht man - wie auch für lange Trails - durchaus geduldige (und manchmal - z.B. bei schlechtem Wetter - auch recht "leidensähige") Versteckpersonen, die für die Dauer der Liegezeit eines Trails, auch brav x Stunden in ihren Verstecken ausharren, bis das Mensch-Hund-Team kommt, und sie hoffentlich wieder "erlöst".

Liegezeiten der Trails die über 1 bis 2 Stunden hinausgehen, machen hingegen insbesondere im Hundeschulbereich keinen Sinn. Erfahrene Einsatztrailer haben die Erfahrung gemacht, daß nur wenige, und sehr erfahrene Hunde, einen Trail der 6+ Stunden liegt, erfolgreich arbeiten konnten. Seltene Erfolge nach einer Liegezeit von 12 Stunden hingegen, sind wohl i.d.R. eher auf Glück und Zufall zurückzuführen, als auf die Leistungsfähigkeit der Hundenase.



Schwierig & kurz - wirklich ein Widerspruch?

Kurze Antwort: Natürlich nicht!

Auch in kurze (z.B. 200-500 m) und frische (20-30 Minuten "alt") Trails lassen sich durchaus sehr anspruchsvolle Schwierigkeiten "einbauen". Übrigens: Ob diese für den jeweiligen Hund dann auch wirklich "schwierig zu lösen" sind oder nicht, zeigt letztlich immer nur der gelaufene Trail. Genauso wie so mancher eigentlich als "einfach" konzipierter Trail sich auch als recht schwierig entpuppen kann, wenn plötzlich unvorhersehbare Dinge auftreten (z.B. ein Touristen-Bus seine Fahrgäste entlädt, und diese eine Wanderung mitten über den noch alternden Trail laufen, oder eine mobile Hundeschule mit ihren Teilnehmern mitten auf dem Trail Übungen abhält...)

Zum lernen, mit den jeweiligen Schwierigkeiten eines Trails umzugehen und sie zu lösen, eignen sich daher u.E. gerade eher kürzere und frischere Trails. Denn bei diesen werden sowohl der Hund, wie auch sein Mensch, nicht noch zusätzlich zum eigentlichen Lernziel und den manchmal nicht zu beeinflussenden Umweltbedingungen, durch einem kilometerlangen Marsch körperlich gefordert und mental ermüdet.

Denn: Frisch und ausgeruht lernt es sich nun einmal besser, als müde und abgeschlafft...

Aus unserer Sicht, müssen Trails nicht unbedingt der leider sehr verbreiteten und immer weiter um sich greifenden "länger, älter ... Einkaufszentrum"-Mentalität" folgen, um für die Teams noch genügend Herausforderungen zu bieten, bei denen sie gefordert werden.



Was macht denn Trails "schwierig"?

Umwelteinflüsse & Topographie

Verschiedene Umwelteinflüsse wirken auf jeden Trail ein. Auch bei kürzeren und frischeren Trails können sie z.T. schon erhebliche Auswirkungen auf die Schwierigkeit haben, wie z.B.:

Starker Wind, der den Trail schon bei kurzer Liegezeit so verwehen kann, daß der Hund nicht einmal mehr vom Start wegkommt, weil es praktisch keinen brauchbaren Trail mehr gibt.

Sonne. Auch wenn der Trail noch recht frisch ist (z.B. 20-30 Minuten alt), kann der wechselnde Sonnenstand dafür sorgen, daß ein Abgang plötzlich mitten in der prallen Sonne liegt, und somit für den Hund schwierig werden kann.

Topographische Gegebenheiten die z.B. für den sogenannten "Kamineffekt" sorgen, bei dem der Scent vor z.B. einem Gebäude aufsteigt und mehrere 100 m weit getragen wird, bis er wieder absinkt. Hunde können so einen Trail durchaus verlieren und u.U. auch nicht wieder aufnehmen. Hier ist der menschliche Partner gefragt. Nur: Wenn der nicht auf die rettende Idee kommt, wie er seinem Hund intelligent weiterhelfen kann ... wars das eben...

Aber auch Scent-Pools können einen Hund - auch auf einem "nur" 200 m langem Trail - am Ende schon ziemlich beschäftigen, und den eigentlich (aus Menschen-Sicht) "leichten" Trail für den Hund sehr kompliziert machen:

Der eigentliche Trail für Pluto war recht kurz, ca. 200-250 m, und knapp 15 Minuten alt. Aus menschlicher Sicht also zunächst recht einfach, "langweilig" und extrem unspektakulär. Aber: Das Ende des Trails hat es in sich! Plutos "Misper" (Versteckperson) sitzt nämlich auf einem Baum versteckt, und erzeugt somit einen Scentpool, der sich offensichtlich "gewaschen hat". Wie man im Video schön sieht, hat Pluto einige Mühe dieses Rätsel zu lösen.



Sonstige Schwierigkeiten

Schwieriges Versteck

Neben den o.g. Umwelteinflüssen kann auch allein die Art des gewählten Verstecks bzw. die Lage des Verstecks (z.B. ein "low find") für den Hund ein Problem darstellen.

Im Bild rechts läuft der Hund z.B. einfach an der Versteckperson (s. gelben Pfeil) vorbei und findet sie auch nach dem zurückkommen nicht. Durch Verkehr und Wind wurde der Scent sicherlich noch weiter die Straße runtergetragen, aber der eigentliche Trail endet bereits hinter dem Hund.

Übrigens: Auch die mitlaufenden Menschen haben den Runner weder beim ersten noch beim zweiten Mal im Vorbeilaufen nicht gesehen - und das, obwohl wir zum Teil wirklich direkt an ihm vorbei gelaufen sind ...

Aber auch ganz simpel der herrschende Straßenverkehr in einem urbanen Gelände kann einen Trail durchaus verkomplizieren. Im nachfolgenden Video war Götz schon fast bei seinem "Misper" (Versteckperson), als wir ihn wegen eines (!) herankommenden Autos stoppen mussten. Der Stop selbst hat ihn schon sichtlich irritiert, aber das Auto scheint auch den Geruch des Mispers ein Stück weit wieder in die Richtung aus der wir kamen, mitgenommen zu haben, denn Götz läuft plötzlich zunächst einmal wieder zurück...

Auch diese Beispiele zeigen, daß die Definition von "leicht" oder "schwierig" bei einem Trail - jedenfalls aus Sicht des beteiligen Hundes - längst nicht immer so einfach und unkompliziert ist, wie wir Menschen als olfaktorische Analphabeten uns das oftmals so vorstellen...



2016, www.teckel-on-tour.de