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Maulkorbtraining

Wie man Hunden einen Maulkorb "schmackhaft" machen kann

Wie man einen Maulkorb positiv aufbauen kann

Es gibt im Leben mancher Hunde Situationen, in denen sie besser einen Maulkorb tragen sollten. Dies kann z.B. sein, wenn Sie ein Problem mit fremden Menschen oder Hunden haben. Es gibt auch Hunde, die unterwegs alles was nicht bei "Drei!" auf den Bäumen ist, aufessen. Wir hatten z.B. mal einen Berner Sennenhund-Mix der auch mal einen Trenchcoatgürtel aufgegessen hatte...

Bevor in solchen Fällen etwas passiert, fremde Menschen oder Tiere, oder auch der eigene Hund zu Schaden kommt, ist ein Maulkorb manchmal vielleicht keine schöne Idee, aber eine sichere Variante. Zumindest so lange, bis letztlich das Training am eigentlichen Problem greift.

Auch wenn Hundetraining über positive Verstärkung schneller geht, als mancher Kritiker behauptet, muß man den Hunden dennoch Zeit geben, die Lektionen zu lernen. Wie schnell dies geht, ist neben der individuellen Lernfähigkeit des betroffenen Hundes, u.a. von den Qualitäten der Trainingsanweisungen, der Umsetzung, wie auch vom Timing des Hundetrainers abhängig. Übungen in denen der Hund etwas für ihn eigentlich Unangenehmes lernen soll, oder etwas potentiell ängstigendes können natürlich auch mal etwas länger dauern. Das würde uns Menschen aber wohl auch so gehen, wenn wir ehrlich sind...



Positiv aufgebautes Maulkorbtraining

Nachfolgend ein Video von DomesticatedManners, einer großartigen Hundeschule aus London / Essex, das zeigt, wie man ruhig, in Ruhe und mit positiver Verstärkung über schmackhafte Leckerchen und Ballspiele mit dem Hund, diesem den Maulkorb "schmackhaft" machen kann.

Im Nachgang habe ich in diesem Text die einzelnen Trainingsschritte noch etwas "auseinander genommen" und kommentiert, so daß evtl. auch die Menschen, die nicht so gut englisch sprechen, verstehen können, worum es geht, und wie der jeweilige Trainingsschritt funktioniert.



Das Trainingsvideo "Teaching A Dog To Wear A Muzzle (Muzzle Training)"

Bitte schauen Sie sich das Video in Ruhe an, auch ruhig mehrmals. Und fangen Sie dann an die einzlenen gezeigten Trainingsschritte nachzuarbeiten. Eine genaue Schritt-für-Schritt-Anweisung erhalten Sie zudem im nachfolgenden Text.

Der Maulkorb für Ihren Hund sollte gut passen. Er sollte im festgeschnallten Zustand nicht zu eng sitzen. Ihr Hund muß damit hecheln können, und er sollte auch Leckerchen bequem aufnehmen und essen können.

Maulschlaufen sind KEINE Maulkörbe!

Andererseits sollte der Maulkorb auch nicht zu locker sitzen, da er sonst in der Bewegung scheuern könnte. In solchen Fällen wird Ihr Hund eher versucht sein, das lästige Ding von der Nase zu bekommen!

Die Stoff-Maulschlaufen (Bild rechts), die die ganze hundliche Schnauze umfassen sind tierschutzrelevant und für den Alltag als "Maulkorb" ungeeignet.

In aller Regel sitzen diese Maulschlaufen so eng, daß die Hunde damit nicht, oder nur schlecht, hecheln und somit nicht schwitzen können. Außerdem sind sie auf Grund des benutzten Materials gerade im Sommer sehr warm. Maulschlaufen sind ursprünglich lediglich für den kurzen Einsatz während einer tierärztlichen Untersuchung konzipiert worden, aber nicht für eine längere Tragezeit.



Schritt 1: Maulkorb "erscheint" - gute Dinge passieren!

Die beiden wichtigsten Trainingsschritte, der sich durch den ganzen Trainingsaufbau zieht, sind:

Sobald der Maulkorb "erscheint" gibt es hochwertiges, schmackhaftes Futter bzw. Belohnungen, die dem Hund Spaß machen!

Sobald der Maulkorb "verschwindet", hört auch der Spaß und das Futter auf.

Die Reihenfolge ist immer dieselbe: ERST "erscheint"der Maulkorb, und DANN kommt das Futter!

Der Grund für diese Vorgehensweise ist folgende: Dadurch das der Maulkorb immer zuerst für den Hund sichtbar wird, und erst danach das Futter ins Spiel kommt, kündigt der Maulkorb für den Hund das Futter an, dadurch wird der Maulkorb für den Hund von Anfang an sehr positiv belegt. Alle tollen Dinge (Futter, Spiel) passieren nur, nachdem der Maulkorb für den Hund sichtbar gehalten wird.

Das genaue Einhalten dieser Reihenfolge ist besonders wichtig für Hunde, die bereits schon negative Erfahrungen mit Maulkörben oder Maulschlingen (z.B. bei tierärztlichen Untersuchungen) gemacht haben!

Bitte achten Sie beim Training also genau auf die Einhaltung dieser Reihenfolge:
ERST erscheint der Maulkorb für den Hund,
DANN gibt es Futter / Belohnungen / tolle Dinge ...
und zwar SOLANGE WIE der Maulkorb sichtbar ist.
Verschwindet der Maulkorb wieder hinter dem Rücken...
hören auch die guten Dinge sofort wieder auf!

Letztlich findet hier eine Gegenkonditionierung auf den Maulkorb statt. Aus etwas potentiell Unangenehmem wird erst etwas Neutrales, dann letztlich was Angenehmes.

Zusätzlich zum Futter, kann man im Verlauf des Trainings später auch andere Dinge, die der Hund gern macht, als Belohnung einsetzen. Aber Achtung, daß der Hund hierbei nicht ZU hoch dreht - z.B. beim Ballspielen!

Auch wenn Sie Leckerchengaben im Training eigentlich ablehnen, sollten Sie in diesem Falle eine Ausnahme machen. Denn über Leckerchen im Maulkorbtraining kommen Sie schneller zum Ziel: Denn die Leckerchen kann der Hund während des Tragens des Maulkorbs nehmen. Einen Ball kann er damit NICHT in den Mund nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, daß ihn der Maulkorb stört wird daher beim Ballspielen schneller der Fall sein.

Wenn der Maulkorb hinter dem Rücken verschwindet - bekommt der Hund für den Moment keine Aufmerksamkeit ("aktives ignorieren").

Möchten Sie die Trainingseinheit für den Moment beenden, geben Sie Ihrem Hund bitte ein entsprechendes Signal "Schluß für den Moment". Wir z.B. sagen unseren Hunden dann - unter vorzeigen unserer leeren Hände - einfach "All All...". Das ist unser Signal für die Hunde "Die Übung ist jetzt beendet...ihr könnt jetzt wieder tun was Ihr möchtet."

Nehmen Sie sich bitte gerade für diesen ersten Teil VIEL Zeit. Wiederholen Sie die Übungseinheit lieber mehrmals am Tag, aber pro Trainingseinheit nicht länger als 3 Minuten am Stück. Gehen Sie erst dann zum nächsten Trainingsschritt über, wenn Sie sehen, daß Ihr Hund sich freut, den Maulkorb zu sehen (Körpersprache: Der Hund entspannt sich, vielleicht wedelt er auch ganz locker und entspannt mit der Rute sobald er den Maulkorb sieht), können Sie zum nächsten Übungsschritt weitergehen.



Schritt 2: Maulkorb um den Hals binden

Im nächsten Trainingsschritt, befestigen Sie den Maulkorb um den Nacken des Hundes - wie ein Halsband - (OHNE ihn richtig aufzusetzen!). Im Video ist diese Sequenz ab ca. 1:50 zu sehen.

Füttern Sie weiterhin Leckerchen und lassen sie gute Dinge passieren, SOLANGE der Hund den Maulkorb um den Hals trägt!

Nehmen Sie den Maulkorb wieder ab, BEVOR der Hund ihn als unangenehm empfindet. Auch hier wieder: Lieber öfter eine kurze Übung, als eine zu lange, bei der dem Hund der umgebundene Maulkorb unangenehm wird!

Im ganzen Trainingsverlauf sind kurze, kleine Trainingseinheiten, die dafür aber öfter am Tag wiederholt werden, sinnvoller, als eine ganz lange Trainingseinheit.

Wenn sich Ihr Hund mit diesen Übungen deutlich wohl fühlt, können Sie zum nächsten Übungsschritt weitergehen.



Schritt 3: Hund führt selbst die Nase in den Maulkorb

Im Video beginnt der nächste Trainingsschritt ab Zeitstempel 2:39.

Halten Sie den Maulkorb so, daß Ihre Hand die unteren Öffnungen so verschließt, das kein Futter rausfallen kann, und geben Sie einige Futterbröckchen in die Hand/den Maulkorb.

Halten Sie den Maulkorb vor sich hin, so daß der Hund zum Maulkorb geht und die Nase neugierig reinstecken kann, um sich die Leckerchen rauszufischen. Wenn der Hund die Nase drin hat und isst, ziehen Sie vorsichtig den Maulkorb nach hinten weg, so daß der Hund diesem folgt. Wenn der Hund das Futter rausgegessen hat, sollte auch der Maulkorb wieder "verschwinden"

Wichtig ist, das SIE den Maulkorb von der Hundenase wegziehen. Auf diese Weise lernt der Hund, daß der Maulkorb wieder von allein weggeht und das ER den Kopf NICHT rausziehen kann/muß! Dies ist ein ganz wichtiger Lernschritt!

Ganz WICHTIG ist auch, daß Sie NIE dem Hund den Maulkorb "aufsetzen", sondern daß der Hund lernt, das ER die Nase in den Maulkorb steckt! Auf diese Weise wird es kein Zwang für Ihn, sondern er tut es freiwillig. Und warum tut er es freiwillig? Richtig! Weil es sich für ihn lohnt!!! Es sind ja schließlich Leckerchen drin, und es passieren gute Dinge!



Schritt 4: Das ganze mit Bewegung

Hat der Hund dies in der "vis-a-vis" Stellung (also Sie knien vor ihrem Hund, er steht Ihnen gegenüber) gelernt, kann man daraus auch ein Spiel im Raum machen, bei dem Sie ein bischen hin- und hergehen. Im Video ist dies ca. ab Minute 3:40 zu sehen.

Wenn Sie wiederum merken, daß Ihr Hund den Maulkorb auf diesem Übungslevel gut annimmt und keine Aversionen / Meideverhalten dagegen zeigt, gehen Sie zum nächsten Übungslevel weiter.



Schritt 5: Wir verlängern die Tragezeit

Für den nächsten Trainingsschritt empfiehlt sich der Wechsel von einzelnen Futterbröckchen zu einer Futtertube. Im Video ab ca. Minute 3:50 zu sehen.

Halten Sie den Maulkorb hin, so daß Ihr Hund seine Nase reinstecken kann. Sobald sie richtig drin ist, reichen sie Ihm von unten die Futtertube. Ziel ist es hier, daß der Hund lernt, den Maulkorb auch eine etwas längere Zeit auf der Nase zu tolerieren - indem es die ganze Zeit dafür etwas sehr Angenehmes gibt!

Halten Sie trotzdem die einzelnen Übungsschritte kurz, damit Ihr Hund niemals von sich aus versucht den Maulkorb abzustreifen.

Wenn Sie die einzelne Übung beenden, geht erst die Futtertube weg, und sofort danach ziehen Sie dem Hund den Maulkorb von der Nase.



Schritt 6: Zusammenhalten der Schließung im Nacken

Maulkorbtraining mit Götz - ein schönes Spiel mit einem viel zu großen Maulkorb

Toleriert der Hund die Verlängerte Tragezeit gut, können sie etwas von dem Futter in der Tube so an den Maulkorb geben, daß Ihr Hund noch ein bischen was zu lecken hat. Dann legen Sie die Futtertube kurz an die Seite, und halten - anfangs nur 1-2 Sekunden! - beide Enden der Schließung KURZ (1-2 Sekunden) im Nacken des Hundes zusammen, und lassen sie im Anschluß sofort wieder los, um wieder die Futtertube zu nehmen. Im Video ist dieser Übungsschritt ab Minute 4:51 zu sehen.

Ganz wichtig ist, die Enden des Maulkorbes die ersten Male NICHT fest zu machen, sondern sie wirklich nur kurz zusammen zu halten. Der Hund bekommt trotzdem ein Gefühl dafür, wie sich der geschlossene Maulkorb anfühlt, aber Sie können die Enden schnell wieder loslassen, falls der Hund sich dagegen sträuben sollte. In diesem Falle bleiben Sie noch eine Weile bei dem "Enden festhalten"-Trainingsschritt.

Ganz wichtig ist: Der Hund muß bei JEDEM Trainingsschritt die Kontrolle behalten. ER gibt vor, wann er bereit ist, den nächsten Trainingsschritt mit Ihnen zu gehen.

In diesem Training geht es nicht um "Rangfolge" oder "wer hat das sagen", sondern einfach darum, daß Ihr Hund lernt einen für ihn durchaus unangenehmen Maulkorb auf der Nase (z.B. für die Dauer eines Spaziergangs) zu tolerieren. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Übung hat also nichts mit der Frage "Wer ist der Alpha" zu tun. Bitte denken Sie immer daran!

Würden wir den Hund hier drängen damit wir einfach schnell den Maulkorb auf den Hund bekommen würde er nur lernen, daß der Maulkorb durchaus auch unangenehme Konsequenzen vorhersagen kann (statt wie bisher nur angenehme Konsequenzen). Dies würde letztlich nur dazu führen, daß der Hund den Maulkorb nicht tolierieren wird. Denn machen wir uns nichts vor: Der Hund hat eigentlich recht! Es ist nun einmal nicht angenehm, so einen Maulkorb auf der Nase zu tragen...

... also sollten wir bemüht sein, ihm dieses unangenehme Erlebnis so angenehm wie möglich zu machen, damit er später einmal den Maulkorb mit angenehmen Konsequenzen verbindet, und ihn gern toleriert, weil es sich für ihn lohnt!



Schritt 7: Wir schließen den Maulkorb, aber noch mit langen "Strippen"

Im nächsten Trainingsschritt (im Video ab Minute 5:52) wird dann der Verschluß des Maulkorbs verschlossen, während der Hund vorn aus der Leckerchentube gefüttert wird.

Achten Sie bei diesem Schritt unbedingt darauf, daß die Enden zunächst sehr locker sind, so daß sich der Hund nicht durch den Maulkorb eingeengt fühlt! Entfernen Sie den Maulkorb wieder, bevor Ihr Hund anfängt ihn als störend zu empfinden! Halten Sie bitte auch hier die Übungseinheiten anfangs sehr kurz (maximal ca. 1-2 Sekunden lang).



Schritt 8: Verkürzen des Verschlußes, so daß der Maulkorb richtig sitzt

Wenn Ihr Hund den Maulkorb für kurze Momente mit den noch losen aber geschlossenen Enden toleriert, passen Sie den Verschluß an, so daß der Maulkorb gut und fest sitzt.

Sitzt er zu locker, stört er den Hund in der Bewegung mehr, als wenn er gut sitzt. Denn in der Bewegung fängt ein zu großer / zu lose sitzender Maulkorb an zu scheuern und zu drücken. Dies wiederum führt dazu, daß der Hund versuchen wird ihn abzustreifen.

Toleriert der Hund den - gut sitzenden - Maulkorb, setzen Sie ihm diesen auch mal in Situationen auf, wo er ihn eigentlich nicht braucht. Wenn Sie Ihrem Hund den Maulkorb immer nur in den Situationen aufsetzen würden, in denen er notwendig ist, lernt Ihr Hund nämlich nur, daß der Maulkorb IMMER z.B. in Begegnungssituationen (die für ihn ohnehin schon unangenehm sein mögen) aufgesetzt bekommt. Letztlich wird dies dazu führen, daß der Maulkorb wieder mit unangenehmen Dingen für den Hund verknüpft wird.

Wenn Sie ihrem Hund den Maulkorb aber auch z.B. mal im Haus beim spielen aufsetzen, und in anderen für den Hund eigentlich entspannten Situationen, kann er eine solche Verknüpfung nicht herstellen.



Was tun, wenn es mal nicht klappt?

Wenn Ihr Hund plötzlich anfängt den Maulkorb als störend zu empfinden, und ihn abstreifen will, nehmen Sie den Maulkorb NICHT sofort ab! Ansonsten lernt Ihr Hund nur, daß er nur anfangen muß den Maulkorb abzustreifen, um ihn wirklich loszuwerden! Versuchen Sie statt dessen lieber Ihren Hund mit einigen für ihn leichten (!!) Übungen (z.B. "sitz") abzulenken die Sie dann bitte großzügig mit Leckerchen belohnen! Sobald der Hund dann - durch diese Aktivitäten - vom Maulkorb abgelenkt ist, können Sie den Maulkorb entfernen.

Sollte Ihr Hund öfter versuchen den Maulkorb in diesem Trainingsstadium abzustreifen, gehen Sie nochmal einen oder zwei Trainingsschritte zurück (Verschluß nur kurz halten, bzw. machen Sie die Verschlußenden nochmal länger).

Wenn Ihr Hund mit dem Maulkorb einige Übungen machen soll, achten Sie bitte darauf, daß es immer Übungen sind die er SEHR gern macht, und die ihm leicht fallen. Machen Sie daraus bitte KEINE Unterordnung, da auch hier die Gefahr besteht, daß Ihr Hund den Maulkorb negativ verknüpft. Denn letztlich möchten Sie, daß Ihr Hund lernt: Wenn ich den Maulkorb trage, passieren IMMER eine Menge tolle Dinge und ich habe Spaß!



2016, www.teckel-on-tour.de