Warum ist gerade die Nasenarbeit eine besonders artgerechte und außerordentlich auslastende Form der Beschäftigung für den Hund?
Hunde sind Makrosmaten (griech. "Großriecher"). Dies bedeutet, daß der Geruchssinn eine ganz besondere Stellung innerhalb ihrer Sinne (sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen) und in ihrem Leben einnimmt. Anders als wir eher visuell orientierten Menschen, nehmen Hunde ihre Umwelt im Wesentlichen über ihren phänomenalen Geruchssinn wahr.
Dabei riechen Hunde aber nicht z.B. "Käse" in der Form, daß sie "einfach nur Käse" riechen. Ihre Millionen Riechzellen, von denen es 800 verschiedenartige gibt, die jeweils andere Molekül-Zusammenstellungen wahrnehmen können, spalten quasi den Geruch "Käse" in seine einzelnen molekülartigen Bestandteile auf. D.h. ein Hund riecht dann Buttersäure, Labferment Milcheiweiß und die vielen verschiedenen Aromen, die die Bakterien und Pilze der Käsekultur daraus herstellen - und zwar für jede Käsesorte individuell!
Sein Riechhirn wiederum setzt dieses Feuerwerk der verschiedenen geruchlichen Moleküle wieder zu einem einzigartigen, farbenprächtigen und oftmals geradezu berauschendem Geruchs-Gemälde zusammen. So wie wir Menschen uns an einen uns beeindruckenden oder bewegenden Anblick erinnern können, kann sich ein Hund an früher bereits wahrgenommene Gerüche erinnern. Er kann sich einzelne geruchliche Komponenten aus einem Geruchsbild vorstellen, und mit dem vergleichen was er gerade im Moment riecht.
Das Riechhirn selbst, welches ca. 1/8 des hundlichen Gehirns umfasst, ist Teil des limbischen Systems. Dieser Teil des Gehirns von Säugetieren gehört zu den ältesten Gehirnarealen. Es ist gleichzeitig der Sitz von Emotionen, Gefühlen, Stimmungen. Dies erklärt auch, warum Geruch immer untrennbar mit Emotionen verknüpft ist.
Wenn Sie noch etwas mehr über den beeindruckenden Geruchssinn unserer Hunde erfahren möchten, werden Sie hier fündig: "Die Hundenase - Der wichtigste Sinn unserer Hunde"
Nasenarbeit lastet Ihren Hund geistig in artgerechter Weise aus.
Durch gezieltes Training wird das Riechhirn ihres Hundes geschult. Die Leistungsfähigkeit seiner Riechleistung und geruchlichen Differenzierung wird dadurch verbessert.
Durch sinnvoll aufgebaute Übungen lernt Ihr Hund focussiert und konzentriert an einer bestimmten Sache "dran zu bleiben".
Nasenarbeit bietet sich als Ausgleich zu fehlender körperlichen Auslastung an - insbesondere z.B. im Hochsommer, oder auch im Winter, wenn man auf Grund der Witterung mal nicht so viel / oft wie normal spazieren gehen kann. Auch wenn der Hund auf Grund von Krankheit und/oder Verletzungen nicht so viel wie sonst laufen kann, bietet sich Nasenarbeit als Ausgleich an.
Durch die gemeinsame Arbeit, die dem Hund obendrein auch außerordenlich viel Spaß macht und ihm viele Erfolgserlebnisse gibt, wird sein Selbstbewußtsein und Selbständigkeit in positiver Weise gefördert.
Die Bindung zwischen Hund und Mensch wird durch die vielen positiven Erlebnisse im Training vertieft und gefördert.
Sie meinen, was bringt Ihnen die regelmäßige Nasenarbeit mit Ihrem Hund außer einer Menge gemeinsamen Spaß?
Hunde die regelmäßig Ihre Nase einsetzen dürfen sind entspanntere und ausgeglichenere Hunde, weil sie artgerecht ausgelastet werden.
Als Mensch lernen Sie "ganz nebenbei", die Körpersprache Ihres Hundes besser zu lesen und zu verstehen.
Zudem wird durch das regelmäßige Training auch Ihre eigene Beobachtungsgabe erheblich geschult. Dies werden Sie vermutlich auch bald im Alltag feststellen, wenn Sie Ihren Hund um ein Vielfaches besser "verstehen" werden.
Ihr Hund wird sie lieben, weil Sie mit ihm Dinge unternehmen, die ihm unheimlich Spaß machen, und bei denen er nicht nur glänzen, sondern sich auch viele Belohnungen verdienen kann!
Natürlich können Sie selbst, allein oder mit Gleichgesinnten, mit Ihrem Hund Nasenarbeit betreiben. Bei einfachen Leckerchen-Suchspielen ist dies sicherlich auch kein Problem: Die Leckerchen werden z.B. in der Wohnung verteilt, der Hund sucht und findet sie, und darf sie aufessen.
Spätestens jedoch, wenn Sie und Ihr Hund sich an anspruchsvollere Nasenaufgaben heranwagen (z.B. Scent-Detection, Mantrailing), kann es passieren, daß Ihr Hund nicht mehr sofort versteht, was er tun soll. Auch als Mensch kommt man dann schnell an seine Grenzen, wenn es darum geht "Wie erkläre ich meinem Hund, was er jetzt tun soll?".
Um Sie und Ihren Hund davor zu bewahren, unbedarft in diese "Trainings-Fallen" hineinzugeraten, kann es also durchaus sinnvoll sein, sich die ein oder andere Stunde "Nasenarbeit" in einer geeigneten Hundeschule zu gönnen.
Hier wird Ihnen z.B. dann gern gezeigt,
wie Sie den Übungsaufbau so gestalten können, daß sich der gewünschte Lernerfolg schnell einstellt.
oder wie das Ausdrucksverhalten Ihres Hundes bei der Sucharbeit aussieht, so daß Sie es später auch selbst leicht deuten können (und genau wissen, wann Sie Ihren Hund belohnen müssen, damit auch er rasch lernt, was er tun soll).
Auf diese Weise lassen sich Frust-Situationen beim Lernen gut vermeiden, und Sie als Trainer Ihres Hundes wissen dann, worauf es ankommt, wenn Sie allein weitertrainieren wollen.