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Muskuläre und fasziale Schmerzen beim Hund

5 differenzierte Wege der Schmerzäußerung

Götz mit 11 Jahren, noch fit

Hunde haben ca. 700 Muskeln in ihrem Körper. Jeder dieser Muskeln arbeiten als Paar: Wenn ein Mulskel kontrahiert, entspannt sich ein anderer. Dieses Zusammenspiel der Muskeln verursacht wiederum die Bewegung der Gelenke. Jede Bewegung eines Körperteils oder des gesamten Körpers wird durch Muskelkontraktionen und -entspannungen verursacht.

Verletzungen von Muskeln können durch verschiedene Umstände passieren:

Zum Beispiel durch einen Unfall, wie z.B. beim Ausrutschen oder Hinfallen

Oder durch regelmäßige bestimmte Tätigkeiten beim Hund, die zunächst zu kleinen Miniverletzungen führen. Da die Hunde diese Tätigkeiten (z.B. Springen über Hürden oder auf/von Hindernissen) aber häufig und regelmäßig ausführen, fügt sich eine Mini-Verletzung zur nächsten, bis der Muskel eines Tages einen größeren Schaden von der Überlastung erleidet.

Hunde sind im übrigen unheimlich gut darin, ihren Schmerz zu verstecken. Oftmals zeigen sie ihn auch nur auf sehr differenzierte und unaufällige Weise, so daß wir dies gern übersehen.

Früher dachte man daher, daß Tiere weniger unter Schmerzen leiden als Menschen. Dies stimmt aber nicht. Tiere leiden genauso stark unter Schmerzen und Krankheiten wie Menschen auch. Nur können sie es sich nicht unbedingt leisten, ihre Umwelt wissen zu lassen, wie schlecht es ihnen gerade geht.



5 differenzierte Wege wie Hunde Schmerzen zeigen

Nachfolgend nun die 5 subtilen Arten, wie man muskuläre Probleme beim Hund erkennen (oder manchmal auch nur erahnen) kann:



1) Änderung im Gang-Bild

Dies ist die Art wie sich Ihr Hund normalerweise bewegt. Hunde ändern die Art wie sie laufen und sich bewegen nur wenn sie einen Grund dazu haben. Jede Abweichung von den typischen Bewegungsabläufen Ihres Hundes, sollte sie hellhörig werden lassen!

Änderungen im Gang-Bild beinhalten: Humpeln, Lahmheiten, Hochhalten einer Pfote, Ausdrehen der Ellbogen, Pass-Gehen (Kamelgang), Steifheit.

Manchmal sind die Änderungen im Gang-Bild eines Hundes so unauffällig und subtil, daß man sie nicht wirklich genau sieht. Man hat manchmal einfach nur den Eindruck von "irgendwie läuft er anders als sonst".



2) Verhaltensänderungen

Niels und Dori spielen gern

Wie Menschen auch, können auch Hunde die Schmerzen haben grantig, mürrisch oder gereizt werden und reagieren. Ob sie dies Verhalten zu ihren Menschen oder anderen Hunden zeigen, ist dabei irrelevant.

Hunde die Schmerzen haben, reagieren oftmals gereizt oder regelrecht aggressiv, wenn sie von ihren Freunden zum Spielen aufgefordert werden, oder im Spiel angerempelt werden. Sie können sich dann auch von ihren besten Freunden angegriffen fühlen, und reagieren entsprechend aggressiv.

Sie können vor Schmerzen aber auch aggressiv gegen ihre Bezugspersonen werden, die sie zum Beispiel streicheln, hochnehmen oder bürsten will.

Aber Gereiztheit oder Aggression sind u.U. nicht die einzigen Anzeichen, daß Ihr Hund Schmerzen hat. Hunde können, wenn sie muskuläre Schmerzen haben, auch lethargisch werden. Sie möchten sich vielleicht nicht so viel oder gern bewegen wie normalerweise und / oder schlafen auffallend viel. Es ist auch möglich, daß sie plötzlich "keine Lust" mehr auf Spaziergänge oder andere Aktivitäten mit ihren Menschen haben.



3) Veränderung der Körperhaltung

Dies ist manchmal recht leicht zu erkennen, z.B. wenn der Hund den Rücken "aufzieht" (also rund macht), oder wenn er plötzlich einen "Hängerücken" bekommt.

Andere Änderungen der Körperhaltung sind schwieriger zu erkennen, wie z.B. wenn der Hund nicht mehr gleichmäßg auf allen 4 Beinen steht. Das Letztere wird von Hundehaltern oft nicht erkannt, und es erfordert einige Übung, diese Veränderung in der Körperhaltung seines Hundes zu erkennen.



4) Veränderungen im Fell und der Haut

Dies ist vermutlich das subtilste und am meisten übersehene Symptom bei muskulären Schmerzen beim Hund. Oftmals zeichnen sich bestimmte "Muster" im Fell von Hunden ab, die den Umriss des unter der Haut liegenden Muskels nachzeichnen. Dies ergibt auch Sinn. Denn wenn ein Muskel verletzt ist und sich nicht mehr normal bewegen kann, erzeugt er einen gewissen "Zug" in der darüberliegenden Hautschicht und im Fell.

Wenn ein Muskel sehr stark angespannt ist, kann dies u.U. sogar die Blutzufuhr zur Haut beeinträchtigen, und die Blutzirkulation soweit unterbinden, daß das Fell an dieser Stelle trocken und rau werden kann.



5) Der Hund läßt sich nicht mehr bürsten

Wenn wir unsere Hunde bürsten, ziehen wir ihn dabei öfter im Fell, wenn es dort kleine Verfilzungen gibt. Leidet der Hund unter faszialen Schmerzen (durch Verklebungen der Faszien = des Bindegewebes), dann wird dieses Zupfen und Ziehen beim Bürsten, seine Schmerzen nur verstärken.

Verklebte oder verhärtete Faszien können zu den unterschiedlichsten Beschwerden führen – von Gelenkschmerzen über Nacken-, Schulter-, Rücken- oder Bauchschmerzen bis hin zu undefinierbaren Schmerzen.



Was können / sollten Sie tun?

Wenn Sie einzelne oder mehrere der o.g. Beschwerden an Ihrem Hund sehen, oder auch einfach das Gefühl haben, daß Ihr Hund sich "irgendwie anders bewegt als sonst", sollten sie unbedingt sofort (!) einen Tierarzt der sich auf muskuläre / fasziale Probleme beim Hund spezialisiert hat, aufsuchen (z.B. einen Tierarzt mit osteopathischer Spezifikation).

Dieser wird Ihren Hund dann eingehend untersuchen, und je nach Befund, mit Ihnen den Therapieplan besprechen. So ein Therapieplan kann z.B. regelmäßige osteopathische oder physiotherapeutische Behandlungen für einen bestimmten Zeitraum beinhalten.

Viele Halter warten erst mal ab, ob sich stärkere Symptome zeigen, und glauben, dass es wohl noch nicht so schlimm sein kann. Bedenken Sie bitte, daß Hunde Ihrer Umwelt selten zeigen, wie schlecht es ihnen wirklich geht. Dies hat seine Ursprünge in der Evolution: Ein Tier, das seiner Umwelt deutlich signalisiert, daß es z.B. starke Schmerzen hat, wird u.U. rasch von einem Feind getötet! Dies bedeutet aber nicht, daß das Tier noch keine starken Schmerzen hat!

Wenn Ihr Hund nicht mehr anders kann, als seine Schmerzen deutlich zu zeigen, hat er schon einen langen Leidensweg hinter sich, und es kann für eine Heilung u.U. sogar schon zu spät sein.



Was Sie unbedingt beachten sollten

Ganz wichtig für Sie als Hundehalter aber ist folgendes:

Bei plötzlichen Verhaltensänderungen Ihres Hundes, insbesondere auch in Richtung aggressives Verhaltens, sollten Sie immer zunächst einen Tierarzt aufsuchen. In den allermeisten Fällen liegt nämlich einer plötzlichen Verhaltensänderung beim Hund immer ein medizinisches Problem zu Grunde. Und hier ist zunächst ein guter Tierarzt gefragt, und weniger eine Verhaltenskorrektur durch Training.

Ein Rat übrigens, den Ihnen jeder gute Hundetrainer geben sollte, wenn Sie ihn wegen "plötzlicher Verhaltensänderungen" konsultieren wollen. Tut er dies nicht, und will gleich mit dem Training beginnen ... nehmen Sie bitte Ihren Hund, und suchen Sie sich einen kompetenteren Hundetrainer!



2016, www.teckel-on-tour.de