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Schnauzengriff

Mythos und Wirklichkeit

Schnauzengriff oder Schnauzenzärtlichkeiten?

Um dies gleich vorweg zu sagen: Im Bild rechts sehen Sie keinen Schnauzengriff, sondern Schnauzenzärtlichkeiten! Diese werden zwischen unserem damaligen braunen Kurzhaar-Jungspund Pelle und dem schon erwachsenen Rauhaarteckel Götz ausgetauscht, während sie gemütlich auf dem Sofa lagen und miteinander spielten!



Woher kommt der Schnauzengriff?

Abgeleitet wird der Schnauzengriff zumeist aus Beobachtungen der Interaktion einer Mutter-Hündin mit ihren Welpen. Wenn die Welpen älter werden, werden zunächst auch ihre Spiele etwas robuster. Dies liegt jedoch nicht daran, daß "Hunde nunmal so robust miteinander umgehen", sondern daran, daß die Welpen in dieser Zeit erst einmal lernen müssen, wie man richtig miteinander umgeht, ohne das es Verletzte oder Ärger mit dem Geschwister gibt.

Auch die Mutter-Hündin wird mit in die Spiele ihrer Welpen einbezogen, und macht hier liebe- und hingebungsvoll mit. Noch aber können die Welpen ihre eigene Kraft nicht einschätzen. So kommt es also vor, daß sie mit zunehmendem Alter im Spiel auch mal heftiger zuzwicken - wie kleine Kinder eben so sind (bei Menschenkindern ist dies im übrigen nicht anders).

In solchen Situationen, und dies auch erst, wenn die Welpen schon etwas älter sind, kommt es gelegentlich vor, daß sie auch ihrer Mutter mal wehtun, oder diese einfach gerade mal ihre Ruhe haben will. Sie gibt dies ihren Welpen dann durch körper- und lautsprachliche Signale (z.B. ein kurzes Knurren, ein "Zähneblecken", ein "Einfrieren", oder die Hündin sucht sich einfach einen anderen Platz) zu verstehen. Manchmal bekommen die Welpen dies allerdings in ihrem jugendlichen Schwung und Elan gar nicht so recht mit ... und belästigen, nerven oder zwicken ihre Mutter weiterhin.

Und dann wird auch ihre Mutter irgendwann einmal deutlicher: Mit geöffnetem Fang und ohne den Welpen zu verletzen "pinnt" sie den überschwänglichen Jungspund ganz kurz, aber trotzdem sanft runter, indem sie mit ihrem Maul über den Kopf des Welpen fasst und ihn sekundenschnell runterdrückt, um ihn sofort wieder loszulassen. Sie handelt hier nicht anders, als eine genervte Menschen-Mutter, die ihrem Kind, das ihr keine Ruhe läßt, kurz und deutlich zu verstehen gibt "jetzt nicht!".

In keinem Fall drückt die Mutter-Hündin bei dieser Aktion jedoch die Schnauze ihres Welpen dabei zusammen, oder "zwickt ihm in die Lefzen", oder fügt ihm dabei sonstwie irgendeinen Schmerz zu! Denn in ihrer Entwicklungszeit vom Welpen zum Junghund lernen Hunde die regelmäßigen und guten Kontakt zu Artgenossen und Menschen haben, in der Regel unglaublich sicher, wie sie ihre "42 Messer" so kontrolliert einsetzen können, daß niemand unabsichtlich verletzt wird, oder Schmerzen erleidet!



Und was macht der Mensch daraus?

Wie anders ist doch da der "Schnauzengriff" der immer noch als "Disziplinarmaßnahme" durch viele Menschen angewendet wird, und leider auch immer noch von vielen "Hundeschulen" empfohlen wird:

Der Schnauzengriff wird danach als Griff von oben kommend, über die Schnauze des Hundes gelehrt, der dann mit mehr oder weniger großem Druck - je nach Veranlagung und Grad der Brutalität des Hundetrainers - gegen die Lefzen auf die darunter liegenden Zähne, ausgeführt wird. Manche Trainer empfehlen diesen brutalen Griff sogar als Disziplinarmaßnahme für einen Welpen! Und er sei erst dann richtig ausgeführt worden, wenn der Welpe / der Hund laut aufjault!

Allein daran, daß der Hund nach dieser Anleitung "laut aufjaulen" soll, erkennt man, daß diese Art der Ausführung nichts mehr mit dem Schnauzengriff einer Mutter-Hündin gemein hat: Der "Schnauzengriff" wird plötzlich von der artgerechten Abwehrmaßnahme der Mutter-Hündin gegen aufdringliche Welpen, zu einer regelrechten Strafaktion umgemünzt, die zudem noch darauf ausgelegt ist, dem Hund gezielt und bewußt Schmerzen zuzufügen (denn nur dann ist er ja angeblich "korrekt" ausgeführt worden)!



Schnauzengriff bei erwachsenen Hunden

Schnauzengriff oder Schnauzenzärtlichkeiten?

Unter Hunden gibt es den Schnauzengriff also in der Regel nur von einer Mutter-Hündin gegenüber ihren außer Rand und Band geratenen Welpen, die ihr gerade gehörig "auf den Keks" gehen - und nur dann, wenn andere Maßnahmen körper- oder lautsprachlicher Art, in der Situation nicht funktionieren.

Erwachsene Hunde führen den Schnauzengriff untereinander so gut wie nie aus. Es mag einzelne Ausnahmen geben, die sich dann aber meist unter Hunden abspielen, die sich sehr gut kennen, und die schon seit längerem zusammen leben. Aber wie gesagt, auch dann ist ein Schnauzengriff überaus selten zu beobachten.

Persönlich habe ich bei unseren Hunden (wir haben seit 2005 durchweg mehrere Hunde in unserem Haushalt) nur ein einziges Mal gesehen, daß ein erwachsener Hund (unser Berni-Mix Josh) gegenüber dem damaligen Junghund Götz einen Schnauzengriff ausführte. Das war, als Götz etwas übermütig wurde, und dem Josh einen Kauknochen mopsen wollte. Josh hatte Götz mehrere Male eindeutig gewarnt, hat sich einen anderen Platz gesucht und wollte einfach seine Ruhe haben, und seinen Kauknochen geniessen. Aber Götz wäre nicht Götz gewesen, wenn ihn das interessiert hätte. Immer und immer wieder schlich er sich an... und gab dann es - ein einziges Mal - einen kurzen Schnauzengriff von einem ziemlich genervten Josh, und Götz verstand endlich ... und danach habe ich das all den vielen Jahren noch nie wieder unter unseren Hunden gesehen.

Aber Schnauzenspiele und den Austausch von Schnauzenzärtlicheiten, die sehe ich häufig in unserer "Dackel-WG"...



2016, www.teckel-on-tour.de